Neugierig drängen sich Andrea, Talia und Narges mit ihren Freunden vor der Magnetwand. Hier hat Landschaftsarchitekt Michael Klisch gerade den vorläufigen Plan für das Außengelände des neuen Hortgebäudes aufgehängt. Die Kinder ihrerseits haben ihre Zeichnungen mit Wünschen für Spielflächen und Klettergerüste ausgebreitet und zudem aus Pappkartons Modellräume für die Innengestaltung des Hortes gebastelt. Gemeinsam gehen sie in den Austausch.
Hezil präsentiert ihre Bibliothek. Die Märchenliebhaberin wünscht sich natürlich viele Bücher und hat außerdem das Mobiliar bedacht. „Sitzkissen wären gut, aber auch ein großer Tisch, weil manche Kinder nicht so gerne in der Hand lesen, sondern das Buch lieber ablegen“, argumentiert sie. Andreea hat einen Gruselraum kreiert. Er ist dunkel, soll Deko-Gespenster beinhalten und Farbkleckse, die leuchten, wenn sie mit einer Taschenlampe angestrahlt werden. Ähnlich atmosphärisch ist der Entwurf eines Weltraumkickerraums. Emilys Kartonmodell dagegen ist bunt. Die Siebenjährige möchte in einem Diskoraum so richtig abtanzen können. „Hier ist die Musikanlage, da oben die Glitzerkugel“, zeigt sie. Und Louis wünscht sich einen Wutraum, damit man auch mal Dampf ablassen kann, wenn andere Kinder ärgern. „Ein Boxsack soll rein und Matten an den Wänden“, sagt er. Besonders spannend würde ein „Überraschungsraum“, den Hannah sich ausgedacht hat. „Da soll immer mal was Neues passieren“, erläutert das Mädchen – in Sachen Kreativität und Umgestaltung sicherlich eine Herausforderung für Lucas Rehbach, pädagogische Fachkraft im Hort „Future Kids“. Kita gGmbH-Geschäftsführerin Anke Preuß ist beeindruckt von den Ideen – und die Gäste Martin von Falken-Plachecki, Projektleiter des ZGM, und Landschaftsarchitekt Michael Klisch ebenso.
Beide sind heute gekommen, um die Pläne für das neue Außengelände vorzustellen. Auch hier hatten die Kinder im Vorfeld Wünsche äußern können – und richtige Baupläne gemalt. Sie staunen nicht schlecht, als sie einen großen Bolzplatz, Sandkästen, Schaukeln, verschiedene Rutschenarten, einen Tisch für Schach und Mensch-ärge-dich-nicht und die große Rollerbahn entdecken. Das hölzerne Baumhaus, das für sie ein wichtiger Bestandteil der Außenspielfläche ist, wird mit einem Klettergerüst nachempfunden. Michael Klisch erläutert, dass Holz zwar ein tolles Material ist, aber leider nicht beständig genug. Die Kinder nicken verständig, doch bleiben durchaus kritische Zuhörer mit praktischen Nachfragen: „Wo soll denn die Garage für die Roller hin?“, will ein Mädchen wissen und ist beruhigt, als sich der Lagerraum ganz nah an der Asphaltbahn befindet.
„Mitbestimmung ist ein Kinderrecht“, so Anke Preuß, die in allen 25 Kita gGmbH-Einrichtungen gemeinsam mit ihrem Team bedürfnisorientierte Pädagogik lebt. „Uns ist es wichtig, dass wir mit dem ZGM und dem Architektenbüro OLP Klisch & Schmidt Partner haben, die dieses Recht ernst nehmen und sich mit den Kindern und ihren Wünschen konkret auseinandersetzen.“ Für Michael Klisch und Martin von Falken-Plachecki ist diese Herangehensweise keine Frage. „Wir versuchen, solch einen Austausch regelmäßig zu machen“, so von Falken-Plachecki. Und Michael Klisch ergänzt: „Die Kinder sind es, für die wir planen. Es ist für uns viel schöner zu wissen, wo sie sich welche Bewegungsräume und wo Rückzugsmöglichkeiten wünschen, als ihnen etwas vorzusetzen.“
Den Kindern ist klar, dass einige von ihnen den neuen „Future-Kids“-Hort nicht mehr kennenlernen werden, weil sie dann schon auf der weiterführenden Schule sind. Aber das schmälert ihren Einsatz nicht. „Dann plane ich eben für meine kleine Schwester“, sagt Andreea und macht direkt noch einmal eine Fühlprobe beim Teppichvlies, das zukünftig auf dem Bolzplatz einen weicheren Untergrund sichern soll.