Am 30. November 2024 findet auf Initiative der Gemeinschaft Sant’Egidio wieder der internationale Aktionstag unter dem Motto: „Städte für das Leben – Städte gegen die Todesstrafe“ statt. Bereits 2006 hatte die Stadtvertretung der Landeshauptstadt mit großer Mehrheit beschlossen, dass sich Schwerin der Initiative anschließt.
Schwerinerinnen und Schweriner können sich vom 18. bis 29. November 2024 im Foyer des Stadthauses, Am Packhof 2 - 6, mit ihrer Unterschrift gegen die Todesstrafe wenden. In diesem Jahr wird neben dem Rathaus am Markt auch das E-Werk am Pfaffenteich wieder von 17.00 Uhr bis Mitternacht als sichtbares Zeichen gegen die Todesstrafe in grünes Licht getaucht.
In Deutschland beteiligen sich rund 300 Städte – darunter viele Großstädte wie Berlin, Hamburg, Stuttgart, Bremen, Leipzig, Rostock, Nürnberg, Düsseldorf, Frankfurt, Dortmund und Würzburg neben zahlreichen kleineren Städten mit unterschiedlichen Aktionen wie der besonderen Beleuchtung bekannter Gebäude, Dichterlesungen, Begegnungen mit Zeugen oder Projekten in Schulen an dem Aktionstag.
Seit 2002 wird der Aktionstag der „Cities for Life“ mit Veranstaltungen zur Sensibilisierung der Zivilgesellschaft durchgeführt. Diese weltweit größte Mobilisierung von Städten möchte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Menschenrechte und den Wert des Lebens lenken. Dies erscheint in unserer Zeit von besonderer Wichtigkeit, die von zahlreichen Kriegen und Terrorismus geprägt ist.
Erfolge und Rückschläge im Kampf gegen die Todesstrafe
Im letzten Jahr wurden wieder Erfolge auf dem Weg der Abschaffung der Todesstrafe erzielt. Im Dezember 2024 wird die Generalversammlung der Vereinten Nationen zum wiederholten Mal eine Resolution über ein universales Moratorium der Todesstrafe verabschieden (2022 haben 125 Länder für ein Hinrichtungsmoratorium gestimmt, zwei mehr als bei der Abstimmung 2020).
Nach der Zentralafrikanischen Republik und Sambia hat 2023 das Parlament von Ghana für die Abschaffung der Todesstrafe gestimmt. Afrika ist somit dabei, nach Europa der zweite Kontinent ohne Todesstrafe zu werden. Im Juli trat in Pakistan die Abschaffung der Todesstrafe für Drogendelikte in Kraft und die obligatorische Abschaffung der Todesstrafe in Malaysia. In Japan ist der 88jährige Iwao Hakamada in diesem Oktober nach 45 Jahren im Todestrakt entlassen worden, was die Debatte um eine Abschaffung fördern könnte.
Leider bleiben besorgniserregende Nachrichten nicht aus. Insbesondere sind in Krisengebieten steigende Vollstreckungszahlen zu registrieren, auch die Zahl der Todesurteile hat zugenommen. Todesurteile werden häufig wegen Drogendelikten verhängt und sind nicht selten von Diskriminierung der Ärmsten und Schwächsten geprägt. Auch können regimekritische Äußerungen zu Todesurteil und Hinrichtung führen, wie dies in Myanmar geschehen ist. In Alabama/USA wurde in diesem Jahr Kenneth Smith mit einer Methode hingerichtet (Stickstoff-Erstickung), die nicht einmal für Tiere erlaubt ist.
In der Demokratischen Republik Kongo wurde die Todesstrafe leider wiedereingeführt. Im Iran hat die deutsche Staatsangehörigkeit Djamshid Sharmahd nicht vor der Hinrichtung bewahrt.
Hintergrund
Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung in ca. 70 Ländern der Welt, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Im September 2024 wurde in Paris ein großes internationales Friedenstreffen der Weltreligionen zum Thema „Imagine Peace“ organisiert, an dem auch der französische Präsident Macron teilgenommen hat (meetingforpeace.santegidio.org). Seit 1998 engagiert sie sich gegen die Todesstrafe und setzt sich mit der World Coalition against the Death Penalty für ihre universale Abschaffung ein. Sie hat mit anderen Organisationen 2002 die Aktion „Cities for life – Städte für das Leben/Städte gegen die Todesstrafe“ ins Leben gerufen. Der 30. November wurde für den Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte. Mitglieder von Sant’Egidio pflegen weltweit Hunderte von Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und sind weltweit im Einsatz für eine Humanisierung der Haftbedingungen in Gefängnissen insbesondere in Afrika engagiert. Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.santegidio.org bzw. https://nodeathpenalty.santegidio.org/en