Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier teilt die Sorge, die die Mitglieder des Interreligiösen Dialogs Schwerin in einem offenen Brief an ihn, den Stadtpräsidenten und die Fraktionen der Stadtvertretung geäußert haben: „Es ist eine lautstarke Minderheit, die sich von dem in unserer Stadt herrschenden Grundkonsens abgrenzt, dass Schwerin ein friedliche, weltoffene Stadt und ein Ort der Vielfalt ist, indem sie die demokratische Streitkultur mit unbewiesenen Unterstellungen, Hassbotschaften und Verschwörungstheorien vergiftet. Freiheit, Wohlstand und Sicherheit sind keine Selbstverständlichkeit und erfordern unseren Einsatz für diese Werte. Der Interreligiöse Dialog in der Landeshauptstadt ist ein leuchtendes Beispiel für diesen Einsatz.“
Die Vertreter*innen des Interreligiösen Dialogs der Stadt Schwerin haben sich mit folgendem offenen Brief zu den aktuellen Ereignissen in unserer Stadt und unserem Land an den Oberbürgermeister, den Stadtpräsidenten und die Fraktionen der Stadtvertretung gewandt:
Mit zunehmender Sorge
Die Mitglieder des Interreligiösen Dialogs Schwerin sind der Meinung, dass sie noch viel deutlicher werden müssen im demokratischen Meinungsbildungsprozess, weil wir mit zunehmender Sorge beobachten, wie die Grenzen der Anständigkeit und Demokratiefeindlichkeit auch in unserer Stadt permanent weiter verschoben werden. Als Kirchen und Religionsgemeinschaften haben wir eine besondere Verantwortung für unser Gemeinwesen. Das bezeugen wir in Schwerin u.a. durch die Eröffnung der Interkulturellen Wochen. Wir teilen die Überzeugung, dass Menschenwürde und Menschenrechte ein absolutes Fundament haben, so dass sie nicht zur Disposition gestellt werden dürfen. Darum haben auch Antisemitismus und die Verharmlosung des Rassenwahns in jeglicher Diskussion keinen Platz!
Nur in einer Demokratie ist die freie Meinungsäußerung möglich, auch die abweichende.
Wir widersprechen allen, die behaupten, in Deutschland gebe es 2020 keine Meinungsfreiheit und keine Demokratie mehr.
Wir widersprechen allen, die sich ohne jede Berechtigung in die Tradition der Weißen Rose und der 89er Revolutionäre in der damaligen DDR stellen.
Wir widersprechen allen, die behaupten, hinter der Corona-Pandemie und ihrer Bekämpfung durch die Politik, die Medizin und uns alle stünden irgendwelche finsteren Mächte.
Setzen wir die Freiheit nicht aufs Spiel, die wir nach 1945 und 1989 mit großem Mut und Engagement errungen haben!
Für den Interreligiösen Dialog der Stadt Schwerin
Klaus Kuske und Ingrid Ziemann, Evang. Regionalkonvent
Rudolf Hubert, Kath. Pfarrei St. Anna
Rainer Brunst, Christen im Beruf
Yurij Kadnikow, Jüdische Gemeinde
Haiko Hasan Hoffmann, Islam. Zentrum
Abdelkader Aloui. Islam. Bund
Schwerin, 27.11.2020