Darunter auch ein neues Schloss, dort wo heute das Staatliche Museum steht. Doch der junge Großherzog zögert, die Pläne seines Vaters für das neue Schloss weiter umsetzen zu lassen und trifft schließlich die Entscheidung den Bau abzubrechen. Als Platz für sein Schloss wählt Friedrich Franz II. die Schlossinsel, wo das Fürstengeschlecht jahrhundertelang seinen Sitz hatte. Hier stand das in die Jahre gekommene Renaissanceschloss und erinnerte an frühere, glorreiche Zeiten der Mecklenburgischen Herzöge.
Der junge Großherzog gibt dem Hofbaumeister Demmler den Auftrag ihm sein Schloss zu bauen. Es soll den modernen Anforderungen an eine Residenz genügen und mit seiner Pracht die Stärke der mecklenburgischen Fürstendynastie symbolisieren. Der charakterstarke Architekt Demmler tut sich nicht leicht mit dieser Aufgabe. Was der Großherzog will, scheint sich mit dem ästhetischen Geschmack des Architekten aus preussischer Schule kaum vereinbaren zu lassen. Zwei Entwürfe werden vom Großherzog sofort abgelehnt. Schließlich schickt Friedrich Franz II. Demmler auf eine Bildungsreise nach Frankreich und England. Demmler findet die Inspiration für Schwerins Residenz an der Loire: das prachtvolle Renaissanceschloss Chambord. Weitere berühmte Baumeister, wie Stüler, Semper und Willebrand werden vom Großherzog hinzugezogen: Nicht zur Freude von Demmler. Was schließlich entsteht, ist ein Gemeinschaftswerk. Die Formensprache und Anlage kommen wohl von Demmler, das prächtige Stadtportal von Stüler, den verwunschenen großen Schlossturm bringt Semper ein. Willebrand, der "Baukondukteur" setzt den Bau praktisch um und bringt viele eigene Ideen ein. Eine prachtvolle Garten- und Parkanlage von Klett und Lenné gibt dem Schloss schließlich seinen grünen Prunkrahmen.
Der Baustil des Schlosses entspricht dem Zeitgeist. In dieser Zeit werden die Märchensammlungen der Gebrüder Grimm herausgegeben, Volksliedersammlungen zusammengetragen und man sucht nach seinen gemeinsamen Traditionen. Auch der Orient fasziniert.
Fast sehnsuchtsvoll blickt man auf die Geschichte und "gute alte Zeiten" zurück, denn die Gegenwart des Adels erscheint nicht mehr verlässlich seit der Französischen Revolution, den napoleonischen Kriegen, der Revolution von 1848 und dem Aufkommen der bürgerlich geprägten Industrie. Vielleicht sollte dieses Schloss für den jungen Regenten aber auch wie ein sichtbares Zeichen sein, auf welche Tradition er zurückblickt. Ein Ort, der so gestaltet wurde, dass Friedrich Franz II. seinen eigenen Machtanspruch zur Schau stellen kann. Fachleute bezeichnen das Schweriner Schloss als Höhepunkt des romantischen Historismus, der bis zum Bau des Schlosses Neuschwanstein in Bayern seinesgleichen suchen wird.
Als Residenzbau war das Schweriner Schloss aber keine Fluchtburg, sondern noch viele Jahrzehnte das Machtzentrum Mecklenburgs.