Hinter dem Namen von Schwerins "kleiner Binnenalster" steckt eine wahre Geschichte: Am Ostufer des künstlich angelegten Sees bestellten einst Pfarrer und Bischöfe der nahe gelegenen Domgemeinde ihre Gärten. Zum Bewässern der Zier- und Nutzpflanzen war dies ziemlich praktisch.
Wahrscheinlich schon im 12. Jahrhundert wurde ein Damm aufgeschüttet, um Wasser für den Mühlenbetrieb zu stauen. Ursprünglich erstreckte sich der frühere "Mühlenteich" bis zur heutigen Schlossstraße; das Wasser speiste auch den damaligen Stadtgraben. Der Pfaffenteich in seiner jetzigen Form weist eine Fläche von etwa 12 Hektar auf.
Nicht springen!
An seinen gräsernen Ufern erholen sich nun Schweriner wie Touristen und blicken auf das blaue Nass. Doch auch, wenn sich schon manch ein Schauspieler aus dem E-Werk frühmorgens nach einer rauschenden Premierenfeier kopfüber in den Pfaffenteich gestürzt hat, raten wir von einer Nachahmung ab: Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt nur 2,80 Meter.
Apropos E-Werk: Dort, wo jetzt Kunst im Kleinen und Großen stattfindet, galt es, Anfang des 20. Jahrhunderts den Bedarf an Strom zu decken. Zu dieser Zeit flanierten viele Soldaten entlang der Pfaffenteichpromenade – und auch hübsche Damen aus der Schweriner Gesellschaft. Das neue Elektrizitätswerk an der Nordseite durfte also bei romantischen Geplänkeln optisch nicht stören. Dies, so munkelt man, sei der Grund, weshalb das praktische Nutzgebäude mit seinen Türmchen und Verzierungen im Renaissancestil so ungewöhnlich reizvoll aussieht.
Mit Berühmtheiten an einem Tisch
Auf der gegenüberliegenden Seite ist das Südufer mit seinen Sommerterrassen heute beliebter Treffpunkt. Von hier aus blicken die Café-Gäste auf die strahlend schönen Stadthäuser, wie das markante Haus der Kücken-Stiftung oder die Villen, die den Pfaffenteich umsäumen. Nicht jeder ahnt, dass direkt hinter ihm das Wohnhaus des berühmtesten Stadtarchitekten steht: Georg Adolph Demmler. :
Doch kein Bau prägt das Antlitz rund um den Pfaffenteich so wie das weitläufige Arsenal. Viele Schweriner kannten die ehemals großherzogliche Waffenkammer nur mit weißem Außenanstrich. Doch dann fand sich ein altes Gemälde in den Schatzkammern des Staatlichen Museums, welches das im Tudorstil errichtete Gebäude in einem sanften Orange - oder doch eher sehr kräftigen Ocker? – zeigte.
Die Denkmalschützer horchten auf. Sah so das Arsenal im Original aus? Oder tauchte nur die späte Abendsonne auf dem Realismus-Bild die Fassade in diese warme Farbe? Genau geklärt wurde dieser Fall nie. Aber was soll´s: Jetzt sieht das Arsenal von Hofbaurat Demmler so aus wie früher. Vielleicht.