Erste Sammlungsstücke zur mecklenburgischen Volkskunde sind bereits in der Abteilung Kunstgewerbe des Großherzoglichen Kunstmuseums unter Prof. Dr. Friedrich Schlie (1839–1902) zu finden. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden hier unter der Rubrik vaterländische Altertümer, mecklenburgische Trachtenteile, Haus- und Innungsgerätschaften sowie Produkte des Kunsthandwerks gesammelt.
Überlieferte Inventarisierungskarten aus den 1880er Jahren sind Belege dafür.
Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich aus dem einstigen großherzoglichen Hofmuseum unter der Direktion von Dr. Walter Josephi (1874–1945) das „Mecklenburg-Schwerinsche Landesmuseum“. Josephi richtete seinen Sammlungsfokus verstärkt auf Mecklenburg. Sein Ziel war es, heimische, regional repräsentative Kunst- und Kulturgüter zu sammeln und zu bewahren. So erweiterte er die Sammlungsbestände, z.B. um Zinngefäße der mecklenburgischen Zünfte oder Bauernschmuck.
Bereits 1912 stellte Josephi einen Antrag an das Ministerium, auch die volkskundliche Sammlung Richard Wossidlos (1859-1939) zu erwerben, was 10 Jahre später tatsächlich erfolgte.
Richard Wossidlo hat zunächst mit Hilfe eines ausgedehnten Netzwerkes umfangreiche Daten zur niederdeutschen Sprache und zu Volksüberlieferungen Mecklenburgs gesammelt. Er trug zudem über Jahrzehnte materielle Sachgüter zusammen, die im Zuge der voranschreitenden Industrialisierung aus dem Lebensalltag verschwanden.
Seine Sammlung umfasste etwa 3.300 Exponate. Dazu gehörten Trachten, Haubenschachteln, Keramik, Geräte zur Flachsbearbeitung, verzierte Alltagsgegenstände, hauswirtschaftliche Exponate und landwirtschaftliche Geräte.
In den Nachkriegswirren kam es Anfang 1946 bei der Verlagerung der Wossidlo-Sammlung vom Schweriner Schloss ins Museumsgebäude zu unwiederbringlichen Verlusten. Dennoch konnten zahlreiche Objekte erhalten werden. Diese gelten heute als Grundstock der Volkskundesammlung der Landeshauptstadt Schwerin.
Eine weitere Etappe für die volkskundliche Sammlung begann 1960 mit der Neustrukturierung der Sammlungsbestände und der Schaffung einer volkskundlichen Abteilung unter Leitung von Dr. Ralf Wendt. 1963 umfasste die volkskundliche Sammlung etwa 8000 Positionen. Im Zuge von Forschungsarbeiten, Ausstellungsprojekten, Schenkungen und Ankäufen konnte die Spezialsammlung weiter aufgebaut werden.
Hierzu zählen die Sammlung von Mecklenburgischem Waldglas mit ca. 1.000 Exponate, die Erweiterung der Textil- und Möbelsammlung sowie Objekte zur Kindervolkskunde.
Mit dem Ausbau des Mueßer Freilichtmuseums, seit 1965 durch Dr. Ralf Wendt geleitet, wurde die volkskundliche Sammlung gezielt auf Objekte für die Einrichtung der original erhaltenen Gebäude und für volkskundliche Ausstellungsthemen erweitert.
Alltagsgegenstände, Dokumente oder Fotos unterschiedlicher bäuerlicher Sozialschichten, wie Häusler, Büdner und Bauern, galt es für die originalgetreue Ausstattung der Häuser im Mueßer Freilichtmuseum zusammenzutragen.
Zudem reagierte das Museum auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüche, die nach 1945 die Entwicklung der Landwirtschaft in Mecklenburg prägten. Kleine bäuerliche Wirtschaften, zumeist im Familienbetrieb, wurden durch genossenschaftliche Strukturen (LPG) aufgelöst. Dabei änderten sich die Arbeitsbedingungen und überlieferte bäuerliche Arbeitsgeräte verloren ihre Notwendigkeit. Auch der Lebensalltag wandelte sich auf dem Land. Mit dem Ausbau der Konsum- und Infrastruktur verringerte sich die Selbstversorgung, und modernere Ansprüche an das Wohnumfeld verdrängten altes Interieur.
Versierte Museumsmitarbeiter versuchten gezielt, die vielfältigen Objekte, die ihren Platz im Alltag verloren hatten, jedoch von volkskundlichem Wert waren, zu retten. So kamen auch zahlreiche Objekte aus Mueßer Haushalten in die Sammlung.