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Mueßer Gartenwelten

© Landeshauptstadt Schwerin/Fred-Ingo Pahl

„Hallo, ich bin Maria Peters. Ich mach‘ was aus Erde…

Museumsgärtnerin Maria Peters © Freilichtmuseum Schwerin-Mueß/Fred-Ingo Pahl

Entschuldigung, ich habe gerade viel zu tun. Wenn ich zwischendurch oder an Regentagen mal die Hände für die Tastatur frei habe, berichte ich Ihnen auf dieser Seite Interessantes und Neuigkeiten über meine Arbeit in den Gärten und auf den Streuobstwiesen des Freilichtmuseums. Ich bearbeite den nach historischem Vorbild angelegten Dorfschullehrergarten mit seinen alten Gemüsesorten, Kräutern, Blumen und Obstbäumen. Auch die Vorgärten von Büdnerei und Häuslerei und den Hang an der Rückseite der alten Dorfschule möchte ich so wie früher üblich mit Blumen, Bodendeckern und Stauden gestalten. Um die alten Obstbaumsorten und Sträucher auf den weitläufigen Streuobstwiesen des Museumsgeländes kümmere ich mich ebenfalls. Die Wiesen werden teils mit der Sense gemäht, teils von den Museumsschafen abgeweidet. Die Bienenvölker des Museums können sich auf dem Gelände von Frühjahr bis Spätsommer gut mit Blütennektar versorgen.

Sie wollen ebenfalls naturnah gärtnern, selbst der Natur in ihrem Garten und auf ihrer Wiese helfen? Wir bieten jährlich einen Obstbaumschnittkurs, einen Sensenschnittkurs und während der Saison von Ostern bis Oktober Führungen für Groß und Klein entlang des Bienenlehrpfads, Führungen durch den Dorfschullehrergarten und Kräuterführungen.

So, genug geschnackt, nun muss ich wieder weiter machen."

Gemüse des Jahres 2023/24: Rote Bete. Lesen Sie hier mehr >>> Anmeldungen für Führungen zu diesen Themen: Garten / Bienen / Kräuter >>>

Aktuelles, Infos, Seminare, Veranstaltungen

Dorfschullehrergarten - die Umsetzung einer amtlichen Gartenidee
Im Dorfschullehrergarten des Freilichtmuseums Mueß © Landeshauptstadt Schwerin/Fred-Ingo Pahl

Anno 1888 beschrieb der Lehrer E. Gang in einer Artikelserie die Anlage seines Lehrergartens von der Urbarmachung des Geländes bis zum letztendlichen Ertrag aus der Ernte. Ergänzt durch zwei Gartenpläne enthielt diese Beschreibung ausreichend Details, um eine ähnliche Gartengestaltung im Mueßer Freilichtmuseum vornehmen zu können. Das in Schwerin-Mueß in Situ erhaltene Dorfschulensemble mit Schule, Wirtschaftsscheune, Schulhof, Streuobstwiesen und Gartenland bot eine einmalige Gelegenheit für die Inszenierung eines idealtypischen Dorfschullehrergartens des 19. Jahrhunderts. Kernelemente der Anlage sind der sortenreiche Gemüse- und Staudengarten, die Baumschule, der Bienenschauer und die Maulbeerhecke. Diese Gartenbestandteile spiegeln das landesherrliche Interesse an der Förderung des noch wenig verbreiteten Obstanbaues, der Honig- und Seidenproduktion sowie der Verbreitung von nützlichen Gemüsesorten im 19. Jahrhundert wider. Der Lehrer wurde so zum Vorstreiter einer amtlichen Gartenidee. Heute beherbergt der Mueßer Dorfschullehrergarten nahezu 60 unterschiedliche Gemüsesorten aus dem 19. Jahrhundert. Das Museum leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der historischen Nutzpflanzenvielfalt. Im Jahr 2003 wurden z.B. im Mueßer Dorfschullehrergarten 20 seltene, wohlschmeckende und vielfarbige Kartoffelsorten, die man teilweise in unserer Region gezüchtet hat, angebaut.

Die Vielfalt der Kartoffelsorten ist bei den Sammlern groß: es gibt Sorten mit gelber, roter oder blauer Schale und farbigem Fleisch. Mehlige Sorten eignen sich für Pürees und Klöße, festkochende für Salat und Salzkartoffeln. Der „Liebhaberanbau“ erzielt meist keine Spitzenerträge, doch macht es Freude, die Sorten, deren Namen man eventuell noch kennt, wieder anzubauen und zu essen. Oft sind regionale, alte Landsorten darunter, die ohne die Sortenpfleger ganz aussterben würden. Dem Freilichtmuseum ist es wichtig, dass im verschwinden begriffene Kulturgut, und die selten gewordenen Sorten zu erhalten. Es sind sowohl klingende Kartoffelsorten dabei, wie: Ackersegen, Allerfrüheste Gelbe, Blaue Schweden, British Columbia Blue, Capella, Carnea, Deodora, Flava, Frühe Rosenkartoffel, Hindenburg, Kerkauer Kipferl, La Ratte d`Ardeche, Mittelfrühe, Odenwälder Blaue, Ora, Parnassia, Pirat, Professor Wohltmann, Schwarze Ungarin, Tannenzapfen...

Eine der ältesten, für einen mecklenburgischen Standort, nachgewiesenen Nutzpflanzen ist die Krögersche Stangenbohne, Phaseolus vulgaris. 1997 wurde dem Freilichtmuseum diese Bohne angeboten. Nachweislich wird sie schon seit 1850 bei der Familie Kröger in Strohkirchen bei Hagenow angebaut. „Dat wür ümmer so wierer gäben, von Vadder up`n Sön“ berichtet Frau Kröger. So konnte sich die Bohne, von Generation zu Generation weitergegeben, mit ihren Eigenschaften bis heute erhalten. Die gelbe Kletterbohne, die von Familie Kröger auch „Türkische Erbse“ genannt wird, zeichnet sich durch einen besonders aromatischen Geschmack aus. Ein weiteres Qualitätsmerkmal der Bohne ist, dass sie keine Fäden hat. „Dat sünd de besten Bohn för Bohn, Birn un Speck“ sagt Frau Kröger „un de Nawersch het nich sünne gauden“. Dadurch, dass die Bohnen am Ende ihrer Reifezeit keine Fäden entwickelt, kann sie noch sehr spät geerntet und verarbeitet werden.

Streuobstwiesen - lebendiges Kulturgut im Kommen
 © Landeshauptstadt Schwerin/Fred-Ingo Pahl

Aktuell wachsen ca. 240 Obstbäume auf dem Gelände des Freilichtmuseums Schwerin-Mueß. Hierbei handelt es sich ausschließlich um Sorten, die im 19. Jahrhundert in Mecklenburg bekannt gewesen sind.

Die traditionellen Streuobstwiesen bergen eine Vielzahl hervorragender Eigenschaften. Die unterschiedliche Reifezeit der verschiedenen Obstsorten gewährleistet über einen langen Zeitraum frisches Obst. Die enorme Sortenvielfalt liefert selbst in zu trockenen oder zu feuchten Perioden noch die eine oder andere kleine Ernte. Die große Auswahl an Süßem und Saurem, Mildem und Herbem, Neutralem und Aromatischem ermöglicht eine Vielzahl von Rezepten zum Backen, Kochen, Dörren und Konservieren für Marmeladen, Konfitüren, Gelees, Kuchen, Suppen, Kompotts und vieles andere mehr.

Vielerorts sind die alten Obstbestände und deren Sortenvielfalt gefährdet. Die Bewirtschaftung eines verstreuten Baumbestands ist sehr arbeitsaufwendig und kostenintensiv, also nicht „anwenderfreundlich“. Dort, wo sie noch vorhanden sind, vergammelt häufig das gefallene Obst unter den Bäumen oder wird lediglich zum Saften in die Mosterei gebracht. Die dadurch entstehende Versorgungslücke wird spielend mit gutaussehendem Qualitätsobst aus in- und ausländischen Plantagen gefüllt. So wurde die Streuobstwiese ein Fall fürs Museum – dem Ort, wo alles einmal landet, wenn es nicht mehr benötigt wird. Oftmals ist es eben erst der Verlust einer Sache, der ihren wirklichen Wert verdeutlicht. Mit der Vielzahl von verlassenen Streuobstwiesen gingen nicht nur wertvolle Baumbestände und charakteristische Landschaften verloren, sondern auch umfangreiches Fachwissen.

Erfreulicherweise ist ein Bewusstseinswandel im Umgang mit überlieferten Erfahrungen und Werten zu beobachten. Der Geschmacksreichtum, das Bewusstsein um eine ökologische Lebensweise und gesunde Ernährung spiegeln sich am stetig steigenden Interesse am Obstbau im eigenen Garten wider. Hier wird das Museum zu einem Ratgeber und Kompetenzpartner, nicht nur für Kleingärtner. Seit Jahren werden im Freilichtmuseum Mueß die alten Streuobstwiesen gepflegt und der Bestand an regionalen Obstsorten kontinuierlich erweitert. In Winterseminaren werden der fachgerechte Obstbaumschnitt sowie Veredlungstechniken vermittelt. Im Sommer bietet das Freilichtmuseum auch Sensenschnittkurse für den Wiesenschnitt an, sodass auch Insekten, wie z.B. Bienen und Hummeln, wieder ausreichend Nahrung in Gärten und Landschaften finden. Alles zusammen hilft mit, eine möglichst breite Öffentlichkeit für ein lebendiges Kulturgut zu erreichen.

Obstbaumschnittkurs mit Mirko Lunau
 © Landeshauptstadt Schwerin/Fred-Ingo Pahl

In jedem Sommer macht sich in den Gärten große Vorfreude breit. Endlich können Kirschen Äpfel, Birnen, Quitten und Pflaumen geerntet werden. Fast nichts mussten die Hobbygärtner dafür tun. Die Bienen, die Sonne, der Regen regelten alles von ganz allein. Doch irgendwann muss jeder Gartenfreund einmal ran… an den Baumschnitt. Was sich brutal anhört und Vielen zu kompliziert erscheint, ist aber notwendig, wenn die Ernte auch in Zukunft reichhaltig bleiben soll.

Deshalb bietet das Freilichtmuseum Schwerin-Mueß jährlich Kurse für den Obstbaumschnitt an. Im Februar/März können Hobbygärtner von dem erfahrenen Demeter-Imker und zertifizierten Obstbaumpfleger Mirko Lunau in Lehrgängen eine Menge über Jungbaumerziehung, Veredelung und Altbaumpflege lernen und ausgiebig Praxiserfahrungen sammeln. Lunau bewirtschaftet selbst rund 150 Hochbaum-Obstbäume und schneidet zudem mehrere hundert Bäume für Gemeinden, öffentliche Einrichtungen und Privatleute in der Schweriner Region. Grundlage seiner Technik ist die sogenannte Oeschberg-Methode, die zu einem stabilen Baumgerüst, einem ausgewogenen Verhältnis von Holz und Frucht und einer hervorragenden Fruchtqualität führt.

Kursteilnehmer können neben den theoretischen Grundlagen zu Pflanzung, Sortenwahl, Wachstumsgesetzen, Schnitttechniken, Werkzeugen und Sicherheit vor allem an den Bäumen auf dem Museumsgelände arbeiten. In kleinen Gruppen mit 2 bis 3 Personen können Bäume und Sträucher beschnitten werden. Von der Mueßer Ernte können im Sommer viele Museumsbesucher probieren, wenn es wieder leckeren Apfelsaft und köstlichen selbst gebackenen Kuchen im Museumscafé gibt.

Nächster Kurs Februar/März 2025:

Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.

Mehr Infos und Anmeldung zum Obstbaumschnittkurs >>>
5 Imkerei-Stationen, Bienenvölker und am Ende fließt nicht nur Honig
Mit Volker Janke entlang des Bienenpfads © Uta Hofmann

An fünf verschiedenen Stationen können Sie als Besucher des Freilichtmuseums Schwerin-Mueß die Entwicklung des Imkereiwesens in Mecklenburg erleben. Vom besiedelten hohlen Baumstamm über die Korbimkerei bis zu den verschiedenen Beutentypen aus Holz oder Kunststoff. Erfahren Sie eine Menge über die Vor- und Nachteile traditioneller, herkömmlicher und moderner Imkerei. Vielleicht bekommen Sie nach der Beobachtung der Bienenvölker auf dem Museumsgelände selbst Lust, ein eigenes Bienenvolk zu hegen und zu pflegen. Erfahren Sie neben den Informationen auf den Stationstafeln noch mehr interessantes Wissen über die Bienen und viele Zusammenhänge in der Natur auf einer Führung entlang des Bienenpfads mit Museumsmitarbeiter Volker Janke. Wir bieten Bienenführungen für Erwachsenen- und Kindergruppen. Anfragen für Führungen ab 12 Personen an 0385 20841-26 oder an mkramer@schwerin.de

Schauen Sie hier in den Flyer zum Imkerei- und Bienenlehrpfad >>>

Mais - Gemüse der Jahre 2021/22
Frisch geerntet - Mais aus dem Dorfschullehrergarten des Freilichtmuseums Mueß © Landeshauptstadt Schwerin/Maria Peters

Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) wählte für die Jahre 2021/22 den Mais als Gemüse des Jahres aus.

Mit einer Weltproduktion von rund 1 Milliarde Tonnen ist der Mais das wichtigste Getreide noch vor Weizen und Reis. Vorrangig sieht man ihn bei uns als großflächige Monokultur, die häufig mit einem hohen Dünger- und Pestizideinsatz verbunden ist. Zudem werden überwiegend Hybridsorten (90%) angebaut und weltweit auch gentechnisch gezüchtete Sorten, wodurch die enorme Sortenvielfalt dieser uralten Kulturpflanze stark gefährdet ist.

Der Mais stammt ursprünglich aus Zentralmexiko. Dort wurde er von 4000 bis 3000 v.Chr aus dem Wildgras Teosinte domestiziert und zu unglaublich vielen Sorten weiterentwickelt. Er breitete sich rasch von Latein- nach Nordamerika aus. Funde von kleinen Bewässerungsanlagen aus Tucson (Arizona), die um 1100 v.Chr. datiert werden, belegen dies.

Erst ab dem 16. Jahrhundert begann der Maisanbau in Europa. Durch spanische Seefahrer gelangten die ersten Körner 1493 nach Spanien. Dort zunächst als Zierpflanze angebaut, verbreitete sich der Anbau über Südeuropa, den Vorderen Orient bis nach Afrika.

Erste Quellen in damaligen Kräuterbüchern belegen die Vielfarbigkeit und Sortenvielfalt dieses Supergetreides.

In Deutschland wurde Mais im 16. und 17. Jahrhundert zunächst nur in klimatisch günstigen Regionen wie der Rheingegend oder Baden angebaut.

Erst mit der Züchtung neuer Sorten, die an das kühlere Klima angepasst waren, gelangte der Mais Anfang des 19.Jahrhunderts nach Norddeutschland und in den 1970er Jahren zu nennenswerten Anbauflächen.

Heute wird Mais in fast allen Ländern angebaut. Die Gründe dafür sind seine große Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche klimatische Bedingungen, der hohe Ertrag und die vielseitige Nutzbarkeit.

Im DorfSchulLehrerGarten des Freilichtmuseums wurden in dem Jahr zwei Varietäten, Zuckermais (Sorten ‚Golden Bantam‘ und ‚Rainbow Inka‘) und Roter Popcornmais (Erdbeermais), angebaut. Die Sonderausstellung „Verbotenes Gemüse“ im Jahr 2021 informierte zur Problematik des Verlustes der Sortenvielfalt und hielt viele interessante Sortenportraits von verschiedenen historischen und regionalen Gemüsesorten bereit.

Ob Mais, ob Bohnen, ob Salte... Wir würden gern mit Ihnen Saatgut, Wissen und Erfahrungen austauschen. Museumsgärtnerin Maria Peters freut sich über Ihren Anruf oder eine Nachricht…

Tel.: 0385 20841-18, E-Mail: maria.peters@schwerin.de

Adresse: Freilichtmuseum Schwerin-Mueß, Alte Crivitzer Landstraße 13, 19063 Schwerin

Interessantes zur Vielfalt, zum Anbau... von Mais. Lesen Sie hier >>>
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Kontakt Museum Mueß

Landeshauptstadt Schwerin
Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß
Alte Crivitzer Landstraße 13
19063 Schwerin
Tel.: 0385 20841-0
E-Mail: freilichtmuseum@schwerin.de

Landeshauptstadt Schwerin - Freilichtmuseum Schwerin-Mueß

Maria Peters
Gärtnerin
Portrait vom Mitarbeiter

Saatgut macht glücklich -
historische Bohnen im Museum

Gartentelefon
0170 1273110

Öffnungszeiten Saison 2025:

1. April bis 30. September 10 bis 18 Uhr
1. bis 31. Oktober 10 bis 17 Uhr

Dienstags bis sonntags sowie an allen Feiertagen geöffnet.

Dorfschullehrergarten
zwischen Lust- und Schlossgärten...