© Landeshauptstadt Schwerin / Kay Jasper
Die Skulptur „Runder Tisch“
Ein künstlerisches Sinnbild der Wendezeit
Nur wenige Monate nach den ersten freien Kommunalwahlen in der DDR fand im Sommer 1990 das 2. Bildhauersymposium in Schwerin statt, an dem sich auch der Lübecker Künstler Guillermo Steinbrüggen beteiligte. Seine Skulptur der „Runde Tisch“ entstand in einem Stadium des Übergangs und Neubeginns. Noch bestand die DDR formal, obwohl die Wiedervereinigung im Oktober 1990 schon greifbar war. Wahrscheinlich kann kein anderes Denkmal zur politischen Wende in der Bundesrepublik Deutschland auf solch eine interessante Entstehungsgeschichte zurückblicken. Denkmäler werden zumeist aus einer Position der Rückbesinnung geschaffen, um Gedenken und Erinnerung zu kultivieren. Nur selten sind sie ein Ergebnis des aktuellen Geschehens. Der „Runde Tisch“ von Schwerin ist eines dieser seltenen Stücke. 1990 wurde der „Runde Tisch“ auf dem Schweriner Marktplatz aufgestellt. Im August 1995 fand die Skulptur ihren heutigen Standort an der Kreuzung Puschkinstraße / Großer Moor.
Was war der Runde Tisch? - Nach der Maueröffnung boten die Blockparteien der DDR und die Volksvertretungen den neuen politischen Gruppierungen an, in den Bezirkstag bzw. in die Stadtvertretung mit eigenen Fraktionen kooptiert zu werden. Diese lehnten ab, da diese Vertretungen nicht demokratisch legitimiert waren. In der Folge etablierten sich auf den verschiedenen staatlichen Ebenen Runde Tische. Die Plätze waren zu gleichen Teilen unter den alten und neuen politischen Gruppierungen und Parteien verteilt. Ziel war es, an den Runden Tischen politische Entscheidungen und Verwaltungshandeln zu kontrollieren. Nach der Volkskammerwahl am 18. März 1990 lösten sich die Runden Tische wieder auf.
Die Figuren der Skulptur symbolisieren den argumentativen Advokaten, das betrachtende Volk, den Revolutionär, den Opportunisten und die dunkle Macht. Auch die Farbgebung enthält eine wichtige künstlerische Aussage. So steht das Gelb für die aufrollende Intelligenz, das Blau für die ruhende Substanz, das Rot für das grenzgängerische Revolutionäre und das Grün für die Wut der Drohung.
Flyer Runder Tisch
Künstlergespräch