Das Residenzensemble Schwerin ist das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses. Seine bis zu heutigen Tag erhalten gebliebene Erscheinung verdankt es dem planvollen Ausbau Schwerins als Herrschaftszentrum im 19. Jahrhundert.
Die Geschichte der Herzöge von Mecklenburg bis hin zu ihren Vorfahren, dem slawischen Volk der Obotriten, spiegelt sich im Ensemble wider. Die Schweriner Kirchen: Paulskirche, Schlosskirche, Dom und Schelfkirche mit ihren herzoglichen Grablegen künden ebenfalls vom herzoglichen Machtanspruch von Gottes Gnaden. Es war Friedrich Franz II. der 1842 die Grablege wieder in dem Dom verlegte und auch sonst bei der Gestaltung der Residenz ein architektonisches Zeichen für die Bewahrung der alten Ordnung setzen wollte. Friedrich Franz II. beschloss nicht nur seine Rückkehr zum Wohnsitz auf die Schlossinsel, sondern den Umbau des Schweriner Schlosses im Stil des Historismus. Das Schweriner Schloss gehört damit zu den frühesten Schlossbauten des Historismus.
Bei diesem Umbau wurden alte Wehranlagen aus der Zeit Herzog Johann Albrecht I. in den Schlossneubau integriert und bewusst der lokale Johann-Albrecht-Stil verwendet. Der Schlossneubau verarbeitete aber vor allem auch Motive des französischen Schlosses Chambord, das der Architekt Georg A. Demmler zusammen mit seinem Mitarbeiter Hermann Willebrand bei einer Studienreise kennenlernten.
Demmler und Willebrand prägten das Schweriner Residenzensemble maßgeblich im Auftrag des Großherzoges. Nach ihren Plänen, gemeinsam und separat, entstanden neben dem Schloss auch Marstall, Arsenal, Demmlers Wohnhaus, Großherzoglicher Jägerhof, Hofgärtner Etablissement, Gymnasium Fridericianum, Kollegiengebäude, Direktorenvilla des Museums, Großherzogliche Dampfwäscherei und der Umbau des Neustädtischen Palais.
So entstand im Schwerin des 19. Jahrhunderts ein vielschichtiges, ausdifferenziertes Residenzensemble, das die Funktionen Residenz und Repräsentation, Sakral- und Kulturbauten, Verwaltung, Infrastruktur und Militär in einem architektonischen Ensemble mit zahlreichen Beziehungen zueinander vereinte. Ergänzt wird dies durch die Inszenierung der Bauten des Residenzensembles zwischen Stadt und offener Landschaft. Zentrum dieser Inszenierung ist das Schloss, dessen ursprünglich zu Verteidigungszwecken gewählte Insellage durch den Umbau zu einem entrückten Inselschloss umgedeutet wurde, das dennoch Stadt und umgebende Landschaft prägt und durch visuelle Verbindungen mit anderen Bauten des Residenzensembles in Beziehung tritt.
Wichtige Sichtbeziehungen sind etwa zwischen Schloss und Paulskirche, Marstall und Großen Moor oder vom Offizierscasino über den Schlossgarten zum Schloss auszumachen.